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Was ist Neurodermitis? Einfach erklärt – Symptome, Ursachen & Behandlung

Du willst endlich verstehen, was hinter trockener, juckender Haut steckt – und was wirklich hilft? Hier findest du eine klare, wissenschaftlich fundierte Erklärung zu Neurodermitis – plus alltagstaugliche Tipps, die sofort Entlastung bringen.

Zuletzt aktualisiert am · Lesedauer: 10 Minuten
Neurodermitis: trockene, gerötete Haut in Nahaufnahme – Symbolbild für juckende Ekzeme
Symbolbild für Neurodermitis: gerötete, trockene Haut
Autorin: Jennifer Krause, Expertin für Hautgesundheit
Jennifer Krause
Expertin für Hautgesundheit

Was ist Neurodermitis?

Neurodermitis – auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem – ist eine entzündliche Hauterkrankung, die in Schüben verläuft. Typisch sind trockene, juckende Hautstellen, die sich röten, schuppen, manchmal nässen und bei längerem Kratzen verdicken. Die Erkrankung ist nicht ansteckend. Sie kann in jedem Alter auftreten, beginnt aber häufig im Kindesalter. Viele Betroffene erleben Phasen mit sehr wenigen Beschwerden, gefolgt von Schüben – mit der richtigen Pflege und Therapie lässt sich das gut kontrollieren.

Kurzdefinition: Chronisch-entzündliche Hauterkrankung mit gestörter Hautbarriere und starkem Juckreiz; ausgelöst bzw. verschlimmert durch individuelle Trigger; verläuft in Schüben; sehr gut behandelbar.

Symptome & wie sich ein Schub anfühlt

Häufige Zeichen sind starker Juckreiz (oft nachts), trockene Haut, Rötungen und schuppende Ekzeme. Kratzen bringt kurzfristig Erleichterung, verstärkt aber die Entzündung und kann die Haut verdicken (sogenannte Lichenifikation).

  • Typische Stellen: Armbeugen, Kniekehlen, Hals, Handrücken, Augenlider; bei Babys oft Wangen & Streckseiten.
  • Begleiter: Rissige Haut, Nässen, kleine Bläschen; krustige Stellen durch Kratzen.
  • Infektionen: Durch aufgekratzte Haut leichter – z. B. Bakterien (gelbliche Krusten) oder Herpes (schmerzhafte Bläschen) – ärztlich abklären.

Ursachen: Hautbarriere & Immunsystem – was genau passiert?

Bei Neurodermitis ist die äußere Schutzschicht der Haut – die Hautbarriere – gestört. Wasser geht schneller verloren, die Haut trocknet aus und Reizstoffe dringen leichter ein. Gleichzeitig reagiert das Immunsystem überempfindlich. Beides zusammen führt zu Entzündungen und Juckreiz. Die Veranlagung spielt eine Rolle; oft finden sich in Familien auch Heuschnupfen oder Asthma (atopische Trias).

„Die beste Therapie beginnt mit einer starken Hautbarriere: Wer konsequent pflegt, braucht oft deutlich weniger entzündungshemmende Cremes.“
— Jennifer Krause, indirektes Zitat aus der Beratungspraxis

Häufige Trigger im Alltag

Physikalisch

Kälte, trockene Heizungsluft, Schwitzen, Wolle auf der Haut, häufiges Händewaschen, lange heiße Duschen.

Chemisch

Duftstoffe, aggressive Reinigungsmittel, schäumende Tensid-Shampoos, manche Desinfektionsmittel.

Psychosozial

Stress, Schlafmangel, starkes Kratzverlangen in Ruhephasen.

Diagnose & wann zum Arzt

Die Diagnose stellt die Dermatologie anhand von Krankengeschichte, typischem Erscheinungsbild und Verteilung auf dem Körper. Allergietests können sinnvoll sein, wenn der Verdacht besteht, dass bestimmte Allergene Schübe auslösen. Suchtests „ins Blaue hinein“ sind jedoch selten hilfreich.

SituationEmpfehlung & nächster Schritt
Erste Ekzeme, starker JuckreizHausarzt/Hautarzt: Diagnose, Pflegeplan, ggf. Rezeptcremes.
Häufige Schübe trotz PflegeTherapie anpassen, Schulung, Phototherapie oder Systemtherapie prüfen.
Gelbliche Krusten, Fieber, HerpesverdachtSofort ärztlich abklären – mögliche Infektion behandeln.

Therapie: Schritt für Schritt

Die Behandlung folgt dem Prinzip „Basis plus Bedarf“: tägliche Barrierepflege für alle, entzündungshemmende Therapie in Schüben – und bei Bedarf weitere Bausteine.

1) Basispflege

Emollienzien 1–2× täglich (mehr bei Trockenheit). Ziel: Feuchtig­ keit binden, Barriere stärken, Schübe reduzieren.

2) Akuttherapie

Inflammationshemmer lokal: Kortikosteroide oder Calcineurin-Inhibitoren nach ärztlichem Plan, „proaktiv“ 2–3×/W an Problemstellen kann Rückfälle verhindern.

3) Zusatzbausteine

Phototherapie, Biologika oder JAK-Inhibitoren bei mittelschwerem bis schwerem Verlauf; Schulungsprogramme & Kratzmanagement.

Pro-Tipp: „Wet-Wraps“ (feuchte Umschläge) können bei starken Schüben beruhigen – nur mit Anleitung anwenden.

Medikamente verständlich erklärt

Kortikosteroid-Cremes

Wirken rasch gegen Entzündung und Juckreiz. Stärke und Dauer auf das Areal abstimmen (Gesicht schwächer als Körper). Richtig angewandt sicher; „Fingertip-Unit“ hilft bei der Dosierung.

Calcineurin-Inhibitoren

Tacrolimus/Pimecrolimus – steroidfrei, besonders für Gesicht, Hals & Falten geeignet. Anfangs mögliches Brennen klingt meist ab.

PDE-4 & topische JAK

Cremes wie PDE-4-Hemmer oder topische JAK-Inhibitoren zielen auf Entzündungssignale; Option bei inadäquater Wirkung klassischer Therapien.

Systemtherapien

Bei schwerer AD: Biologika (z. B. Anti-IL-4/13) oder JAK-Inhibitoren als Tablette. Wirksam, aber kontrollbedürftig – ärztliche Führung ist Pflicht.

MaßnahmeNutzenHinweise
Basiscremes (Emollienzien)Barriere stärken, Trockenheit & Schubrisiko senkenTäglich, ausreichend Menge, saisonal anpassen
Kortikosteroid-CremesSchnell entzündungshemmendStärke/Dauer begrenzen; Kinder & Gesicht extra vorsichtig
Calcineurin-InhibitorenSteroidfreie OptionAnfangs Brennen möglich
PhototherapieGute Option bei flächiger ADSerienweise, nicht in jeder Praxis
Biologika/JAK-InhibitorenWirksam bei schwerer ADRegelmäßige Kontrollen nötig

Alltag: Pflegeroutinen, Kleidung, Schlaf

Duschen & Baden: Kurz, lauwarm, milde Reinigungsprodukte, direkt danach in 3 Min. eincremen („3-Minuten-Regel“). Hände oft rückfetten.

Kleidung: Weiche, atmungsaktive Stoffe (Baumwolle, Viskose). Wolle direkt auf der Haut meiden. Neue Kleidung vor dem Tragen waschen, parfümfreie Waschmittel bevorzugen.

Schlaf: Kühl, leichtes Bettzeug, Fingernägel kurz; Baumwollhandschuhe können nachts Kratzschäden vermindern.

Ernährung & Neurodermitis

Eine allgemeine „Neurodermitis-Diät“ gibt es nicht. Entscheidend ist, ob echte Allergien oder Unverträglichkeiten vorliegen. Wer ohne Diagnose ganze Lebensmittelgruppen meidet, riskiert Mangelernährung – besonders bei Kindern. Sinnvoll: ausgewogen essen, ausreichend Trinken und ein Ernährungstagebuch, wenn der Verdacht auf Auslöser besteht.

Kinder & Babys: Was ist besonders wichtig?

Bei Babys beginnt AD oft im Gesicht (Wangen, Stirn) und an Streckseiten. Die Pflege sollte besonders mild sein; Kortikosteroide nur in passender Stärke und Dauer nach ärztlicher Anleitung. Eltern-Kind-Schulungen helfen im Alltag enorm, inklusive Kratzalternativen und spielerischer Pflegeroutine.

FAQ

Was ist Neurodermitis in einfachen Worten?

Neurodermitis (atopische Dermatitis) ist eine chronische, schubweise verlaufende Hauterkrankung. Typisch sind trockene, juckende Ekzeme. Sie ist nicht ansteckend.

Welche typischen Symptome hat Neurodermitis?

Starker Juckreiz, trockene Haut, Rötungen, nässende oder schuppende Ekzeme und verdickte Hautareale bei längerem Kratzen. Häufig an Beugen, Hals und Händen.

Wie wird Neurodermitis behandelt?

Basis ist tägliches Eincremen (Emollienzien). In Schüben: entzündungshemmende Cremes wie Kortikosteroide oder Calcineurin-Inhibitoren. Bei schwerem Verlauf kommen Phototherapie, Biologika oder JAK-Inhibitoren in Frage – immer ärztlich begleitet.

Sind Neurodermitis und Allergien dasselbe?

Nein. Viele Betroffene haben Allergien, aber nicht alle. Allergien können Schübe verstärken, sind jedoch nicht die Ursache der Erkrankung.

Hilft eine spezielle Diät?

Nur bei nachgewiesenen Unverträglichkeiten. Pauschale Verbote (z. B. Milch, Gluten) ohne Diagnose bringen selten Nutzen und können schaden.

Ist Neurodermitis heilbar?

Heilbar nicht, aber sehr gut behandelbar. Viele Kinder verbessern sich mit dem Alter deutlich. Ziel ist Kontrolle: wenige Schübe, wenig Juckreiz, gute Hautbarriere.

Kurzfazit

Was ist Neurodermitis – und was hilft wirklich? Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche, nicht ansteckende Hauterkrankung. Mit täglicher Barrierepflege, kluger Akuttherapie und dem Vermeiden persönlicher Trigger lässt sich der Verlauf in den meisten Fällen sehr gut kontrollieren – für spürbar weniger Juckreiz und mehr Lebensqualität.

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Mini-Glossar - Die wichtigsten Begriffe zu Neurodermitis

BegriffErklärung
Atopische DermatitisMedizinischer Begriff für Neurodermitis – eine chronische, juckende Entzündung der Haut mit Schüben.
EmollienzienRückfettende Pflegeprodukte, die Wasser in der Haut halten und die Barriere stärken.
Calcineurin-InhibitorenRezeptpflichtige, steroidfreie Cremes (z. B. Tacrolimus), die die Entzündung lokal bremsen.
BiologikaHochspezifische Medikamente, die Entzündungssignale des Immunsystems blockieren und so schwere Verläufe kontrollieren.
Wet-WrapFeuchte Umschlagtechnik über Creme; reduziert Juckreiz in Schüben – bitte mit Anleitung nutzen.

Über den Autor

Autorin: Jennifer Krause
Jennifer Krause
Expertin für Hautgesundheit – Schwerpunkte: Barrierepflege, Patientenschulung, alltagsnahe Therapie.

Überprüft von: Hautwissen Kompakt Redaktion – Medizin & Qualitätssicherung.

Quellen & weiterführende Studien

  • S3-Leitlinie Atopische Dermatitis (AD) – AWMF (2023/2024). PDF: https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-027l_S3_Atopische-Dermatitis-AD-Neurodermitis-atopisches-Ekzem_2024-01.pdf
  • AAD – Atopic dermatitis clinical guideline (Updates 2023–2024): https://www.aad.org/member/clinical-quality/guidelines/atopic-dermatitis
  • AAAAI/ACAAI Joint Task Force Guideline (2023): PDF: https://www.aaaai.org/Aaaai/media/Media-Library-PDFs/Allergist%20Resources/Statements%20and%20Practice%20Parameters/JTF-Atopic-Dermatitis-Guideline-2023-07-31-2026.pdf
  • NICE – Atopic eczema in under 12s (überarbeitet 2023): https://www.nice.org.uk/guidance/cg57
  • Cochrane Review (2024): Educational and psychological interventions for managing atopic dermatitis: https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD014932.pub2/abstract