In welchen Altersgruppen kann Neurodermitis auftreten? Einfach erklärt
Neurodermitis (atopische Dermatitis) kann in jedem Lebensabschnitt beginnen – vom Baby bis ins hohe Alter. Hier erfährst du kurz & klar, wann sie typischerweise startet, wie sich Symptome je Alter unterscheiden und welche Schritte dir in jeder Lebensphase wirklich helfen.


Was ist Neurodermitis – kurz erklärt?
Neurodermitis, medizinisch „atopische Dermatitis“, ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung. Typisch sind trockene, empfindliche Haut, starker Juckreiz und schubweiser Verlauf. Die Hautbarriere ist gestört, wodurch Feuchtigkeit leichter entweicht und Reizstoffe sowie Keime leichter eindringen. Genetik, Umwelt und das Immunsystem spielen zusammen – die Auslöser variieren von Mensch zu Mensch. Wichtig: Neurodermitis ist nicht ansteckend.
In welchen Altersgruppen tritt Neurodermitis auf?
Die Erkrankung kann grundsätzlich in jedem Alter beginnen. Häufig ist der Start im Säuglings- und Kleinkindalter (oft zwischen 3–6 Monaten). Viele Kinder erleben mit der Zeit eine deutliche Besserung, manche entwickeln später andere atopische Beschwerden (z. B. Heuschnupfen). Es gibt aber auch Ersterkrankungen im Erwachsenenalter – und bei Seniorinnen und Senioren treten ekzemartige Bilder häufig im Zusammenspiel mit sehr trockener Haut auf.
„Neurodermitis hat verschiedene Altersgipfel. Wer seine Hautbarriere konsequent stärkt und Schübe früh behandelt, kann die Belastung in jeder Lebensphase deutlich senken.“
Säuglinge: Woran erkennst du frühe Anzeichen?
Typisch in den ersten Monaten
Erste Zeichen zeigen sich oft ab dem 3.–6. Lebensmonat. Häufig betroffen sind Wangen, Kopfhaut und Rumpf. Eine frühe Form kann als „Milchschorf“ erscheinen (gelblich-weiße Krusten auf gerötetem Grund). Der Juckreiz stört Babys Schlaf und Trinken – hier hilft konsequente Basispflege und ärztliche Abklärung bei starken Schüben.
- Rau, schuppig, gerötet; teils nässend
- Juckreiz, Unruhe, Kratzen
- Sanfte, parfümfreie Pflege; Kratzschutz
Kinder: Beugenekzem, Juckreiz & Alltagshelfer
Mit dem Älterwerden wandern die Ekzemstellen oft in die Beugen: Ellenbeugen, Kniekehlen, Nacken/Hals. Typisch sind schubweise Verläufe – Phasen mit ruhiger Haut wechseln mit Schüben, etwa nach Infekten, starkem Schwitzen oder Kontakt mit Reizstoffen.
Herausforderung | Was hilft im Alltag? |
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Juckreiz in der Nacht | Kühlende Pflege, kurzes Duschen abends, Raumluft befeuchten |
Schule & Sport | Baumwolle, Schweiß zeitnah abduschen, Pflege wiederholen |
Trigger erkennen | Tagebuch: Was war neu? Wetter, Stress, Pflege, Kontaktstoffe |
Jugendliche: Pubertät, Hormone & Trigger
In der Pubertät mischen Hormone, Stress und neue Routinen mit: längere Schultage, Sport, Kosmetikprodukte, Make-up, Rasur. Das kann die Hautbarriere belasten. Viele Teens erleben aber auch deutlich ruhigere Phasen – bei konsequenter Pflege und passender Auslöserkontrolle.
2-zu-1-Quick-Check: Pflege & Produkte
- Parfümfreie Basics bevorzugen
- Sanfte Reinigung statt „scharfer“ Peelings
- Rasur: milde Klingen, danach rückfetten
Erwachsene: Spätmanifestation & Therapieoptionen
Auch im Erwachsenenalter kann Neurodermitis erstmals auftreten. Oft betroffen sind Hände, Hals, Gesicht oder Oberkörper. Neben der Basistherapie (tägliche Pflege) kommen je nach Schweregrad topische Entzündungshemmer, Phototherapie und systemische Optionen in Frage – individuell mit der Dermatologie abgestimmt.
Thema | Kurz erklärt |
---|---|
Beruf & Hände | Häufiges Waschen/Desinfizieren trocknet aus – Schutzcremes, Pausen, Handschuhe sinnvoll. |
Stigmatisierung | Offene Kommunikation und ärztliche Bestätigung helfen im Job und privat. |
Therapiepfade | Von topischen Steroiden/Calcineurinhemmern bis zu Biologika & JAK-Inhibitoren – abgestuft nach Schwere. |
Senioren: Trockene Haut & spezielle Herausforderungen
Mit zunehmendem Alter wird die Haut dünner und trockener; Ekzeme können leichter aufbrechen und jucken stark. Häufig sind Unterschenkel und Hände betroffen. Wichtig sind reichhaltige Pflege (Urea, lipidhaltige Cremes), vorsichtiges Duschen/Baden und das Abklären möglicher Begleiterkrankungen oder Medikamenteneinflüsse.
Vergleich: Typische Symptome & Fokus je Altersphase
Alter | Typische Stellen | Fokus im Alltag |
---|---|---|
Säuglinge | Wangen, Kopfhaut, Rumpf | Basispflege, Kratzschutz, Schlaf |
Kinder | Ellenbeugen, Kniekehlen, Hals | Trigger finden, Sport/Schule managen |
Jugendliche | Gesicht, Hals, Beugen | Kosmetik prüfen, Stressreduktion |
Erwachsene | Hände, Hals, Oberkörper | Arbeitsrisiken, abgestufte Therapie |
Senioren | Unterschenkel, Hände | Reichhaltige Pflege, Sturz-/Schürfprophylaxe |
Praxis: Pflege, Triggermanagement & Arztbesuch
Basis & Schub – was du täglich tun kannst
- Basispflege: Täglich, parfümfrei, rückfettend.
- Schubbehandlung: Ärztlich empfohlene Entzündungshemmer anwenden – rechtzeitig beginnen.
- Hautfreundliche Routinen: Lauwarm, kurz duschen; sanft abtrocknen; sofort cremen.
Trigger gezielt erkennen
- Wetterumschwung, trockene Heizungsluft
- Schwitzen, Reibung (Sport, enge Kleidung)
- Bestimmte Kosmetika, Reinigungsmittel, Duftstoffe
- Stress, wenig Schlaf
Kurzfazit
In welchen Altersgruppen kann Neurodermitis auftreten? In jedem Alter – mit Häufung im frühen Kindesalter und möglichen Spätmanifestationen bei Erwachsenen sowie besonderen Herausforderungen im Alter. Entscheidend sind eine konsequente Basispflege, das frühzeitige Managen von Schüben und das Meiden persönlicher Trigger – so lässt sich die Erkrankung in jeder Lebensphase gut kontrollieren.
FAQ
Ab welchem Alter tritt Neurodermitis typischerweise auf?
Häufig ab dem 3.–6. Lebensmonat. Sie kann aber in jedem Alter starten – auch erstmals im Erwachsenen- oder Seniorenalter.
Wächst sich Neurodermitis im Kindesalter aus?
Viele Kinder erleben eine deutliche Besserung, teils bis zur Symptomfreiheit. Rückfälle sind möglich; konsequente Pflege bleibt sinnvoll.
Welche Körperstellen sind je Alter typisch?
Säuglinge: Wangen/Kopfhaut; Kinder: Beugen; Jugendliche: Gesicht/Hals; Erwachsene: Hände/Hals; Senioren: Unterschenkel/Hände.
Ist Neurodermitis ansteckend oder durch Ernährung verursacht?
Sie ist nicht ansteckend. Ernährung kann individuell Trigger sein, ist aber nicht die alleinige Ursache.
Wann sollte ich ärztlichen Rat einholen?
Bei starken, ausgedehnten Schüben, Infektzeichen, erheblicher Alltagsbeeinträchtigung oder unklaren Auslösern – frühzeitig abklären lassen.
Mini-Glossar - Die wichtigsten Begriffe zu Neurodermitis & Alter
Begriff | Erklärung |
---|---|
Milchschorf | Frühform von Neurodermitis bei Säuglingen mit schuppigen, gelblich-weißen Krusten auf gerötetem Grund. |
Beugenekzem | Typische Ekzemlokalisation in Ellenbeugen und Kniekehlen bei Kindern und Jugendlichen. |
Spätmanifestation | Erstes Auftreten einer atopischen Dermatitis im Erwachsenenalter. |
Basistherapie | Tägliche Pflege zur Stärkung der Hautbarriere; Grundlage jeder Behandlung. |
Trigger/Provokationsfaktoren | Reize wie trockene Luft, Schweiß, Kosmetika oder Stress, die Schübe auslösen oder verstärken können. |
Über den Autor

Überprüft von: Hautwissen Kontakt Redaktion – Medizinisch redaktioneller Review.
Quellen & weiterführende Studien
- AWMF S3-Leitlinie Atopische Dermatitis (AD) [Neurodermitis], Version 4.3, gültig bis 15.06.2028 – https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/013-027
- AWMF S3-Leitlinie Atopische Dermatitis – Langfassung (PDF) – https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-027l_S3_Atopische-Dermatitis-AD-Neurodermitis-atopisches-Ekzem_2024-01.pdf
- Gesundheitsinformation.de (IQWiG): Neurodermitis bei Babys, Kleinkindern und Erwachsenen – https://www.gesundheitsinformation.de/neurodermitis-bei-babys-kleinkindern-und-erwachsenen.html
- Allergieinformationsdienst (Helmholtz Zentrum München): Ist Neurodermitis eine häufige Erkrankung? – https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/neurodermitis/verbreitung
- Hadi HA et al. The Epidemiology and Global Burden of Atopic Dermatitis. Curr Dermatol Rep. 2021. – https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8470589/
- Kindergesundheit-info.de: Neurodermitis bei Kindern – https://www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/erkrankungen/allergien/neurodermitis/
- UniversitätsSpital Zürich (USZ): Neurodermitis – https://www.usz.ch/krankheit/neurodermitis/